Ein Gastbeitrag von Eckhard Hinz
Es ist ja quasi die einfachste Methode zu einem selbst gestalteten Slotcar zu kommen. Gerade darum kam es wohl zuletzt auch im Freeslotter Form immer wieder zu Fragen diesbezüglich. Thematisiert wird da immer wieder der Porsche 917K, den BRM als White Kit auf den Markt gebracht hat. Da es anders als bei unmotorisierten Bausätzen für die Slotcars keine Bauanleitung gibt, sind unerfahrene Bastler schon mal überfordert mit dem Zusammenbau. Besonders, wenn man noch nicht mal ein Fertigmodell zum abschauen zur Verfügung hat.
Darum nun mit Bildern und Text hier der Aufbau eines solchen Bausatzes.
Als erstes: Der Bausatz wir mit allem geliefert was es braucht, um ein kpl. Slotcars fahrfertig auf die Bahn zu stellen. Es fehlen lediglich Decals und Farbe. Da mir die Varianten in Gelb oder Gelb-Weiß besonders gut gefallenen, habe ich mich dazu entschlossen das Auto in dieser Anlehnung zu gestalten. Die Lackierung ist eine Mischung aus dem Design des Autos wie es unter Gijs van Lenep 1970 auf dem Norisring gestartet ist und dem Auto, mit dem er im gleichen Jahr in Monza an den Start ging. Von diesem Auto stammt auch der Decalsatz.
BRM Porsche 917K White Kit
Nach dem öffnen der Verpackung sollte eine erste Bestandsaufnahme erfolgen. Sichten aller Teile und Ordnen nach Baugruppen. Auf dem nächsten Bild folgt eine Übersicht der Baugruppen.
Aufteilung der Baugruppen nach Bedarf
Auf dem Foto oben findet ihr die wesentlichen Teile nummeriert und benannt.
Als erstes komplettieren wir die Karosserie. Das bedeutet ankleben der unteren Frontschürze.
Hierzu verwende ich gerne Modellbaukleber, z.Bsp. von Pattex. Es geht natürlich auch mit einem anderen vergleichbaren Produkt. Mir ist wichtig, dass die Karosserieteile zusammen halten wie verschweißt. Wo möglich sollte man die Teile fixieren. Bei der Frontschürze geht das gut mit kleinen Spannzangen. Das Heck habe ich einige Minuten trocknen lassen und dann in Position geschoben. Hier hilft, das der Kleber recht schnell abbindet, so das die Bauteile nach einigen Minuten schon nicht mehr verrutschen.
In dem Kit waren neben den Karosserieschrauben aus Messing auch diese einfachen aus brüniertem Stahl. Die drehe ich schon mal in die Gewindehülsen in der Karo, um diese vor Lack, Kleber und sonstiger Verschmutzung zu schützen. Gleichzeitig dienen sie auch als Klemmpunkte für die dritte Hand.
Nach dem Trocknen des Klebers erfolgt das Schleifen der geklebten Teile.
Und das kpl. Überschleifen der Karosserie. Ich verwende dazu am liebsten Schleifpads in den Körnungen 360 zum vor schleifen und 1500 zum fertig schleifen. Die kann man auch schön nass machen um einen noch feineren Schliff zu erhalten. Zudem kommt man mit den Pads besser in die Konturen der Karosserie.
Nach dem Schleifen folgt das Einpassen der weiteren Anbauteile. Das sollte man schon mal vor dem Lackieren machen um nicht nachher eine böse Überraschung zu erleben. Am lackierten Modell möchte man dann nicht mehr solche Korrekturen vornehmen. In diesem Fall waren einige Bohrungen nachzubessern. Da sind oft Grate drinnen. Dazu verwende ich einen Feinbohreresatz von Proxon mit Bohrern von 0,3 bis 3,2 mm . Da ist immer was passendes dabei. Grate wie an der Motorartrappe oder den Kühlschlitzen rücke ich mit dem Skalpell zu Laibe. Es können auch bei renomierten Herstellern schon mal gröbere Nachbesserungen nötig sein. In diesem Fall passte eine Bohrung in Verglasung nicht zum Aufnahmedorn an der Karosserie. Also neu bohren.
Nach dem alle Teile passen, geschliffen und entgratet sind folgt das Reinigen. Zuerst in einem Spülwasser für die groben Verschmutzungen. Schleifstaub usw. Dann mit Alkohol um sicher fettfreie Oberflächen zu erhalten.Hier ist es wichtig gründlich zu sein. Das hat erheblichen Einfluss auf das Lackierergebnis.
So sieht dann das erste Ergebnis aus. Karosse weiß lackiert. Anbauteile entsprechend. Bei Karosserien an denen nicht gespachtelt oder anderweitig stark gearbeitet wurde verzichte ich auf die Grundierung. Nach vielen Versuchen mit unterschiedlichsten Lacken bin ich für Lackierungen aus der Dose beim Hersteller belton gelandet. Die Farben lassen sich sehr gut aus der Dose verarbeiten. Verteilen sich mit sehr feinem Sprühnebel und trocknen sehr schnell. Im Finnish haben sie eine fein glänzende Oberfläche und neigen nicht zu Läufern.
Da jetzt Trocknen angesagt ist, widmen wir uns nun dem Fahrwerk. In der hier vorliegenden Version handelt es sich noch um einen der Bausätze aus der ersten Serie mit Kunststofffahrwerk. Das wird oft zu unrecht schlechter geredet als es ist. Im Gegenteil ist es trotz seiner Einfachheit sehr funktional und trägt durch eine ordentliche Stabilität, sowie geringes Gewicht zum spritzigen Fahrverhalten dieser Autos bei. Unverbleit wiegt so ein Porsche gerade mal um die 150 Gramm.
Zuerst zerlegen wir das Fahrwerk kpl. um alle Teile zu sichten und zu reinigen. Das Einzige was am Ort verbleibt sind die drei roten Gummiringe des FOS Systems. Die Sind in die Bohrungen eingeklebt und könnten beim heraus machen beschädigt werden. In der Packung waren zwar Ersatzringe dabei. Die habe ich aber bisher auch bei anderen Autos noch nie gebraucht.
Die Fahrwerksgrundplatte selbst reinige ich wieder mit Alkohol. Alle anderen Bauteile und die Bohrungen mit Feuerzeugbenzin.
Entsprechend den Originalen wird auch die Fahrwerksgrundplatte an den Seiten in einem Streifen lackiert um das weiße durchscheinen in der Seitenansicht zu verhindern. Werksseitig sind die Streifen in Wagenfarbe lackiert. Ich habe mich hier für Schwarz entschieden. Abkleben der Grundplatte, leicht anrauhen und säubern, Lackieren, Klebeband entfernen, fertig. Weiterer Zusammenbau nach dem Trocknen des Lackes.
Hier möchte ich auch noch auf die einzige Veränderung eingehen, die ich an der Technik des Autos vor nehme. Ich tausche den originalen Leitkiel gegen das Modell BRM von Frankenslot. Warum lässt sich auf dem Bild schon sehr gut erkennen. Der Originale (auf dem Bild noch mit Schleifern) ist für Carreraschiene oder Holzbahn zu schmal und zu kurz. Zudem wird er im Fahrwerk nur mit einem dieser Roten Gummiringe gehalten. So ist keine vernünftige Abstimmung das Leitkiels zur Fahrbahn möglich.
Nachdem der Lack getrocknet ist, beginne ich mit dem Zusammenbau des Fahrwerkes. Hier lohnt es sich akribisch vorzugehen und die Leichtgängigkeit aller Bauteile zu beachten.
Die Fahrwerke sind mit Messinglagern ausgestattet. Hinten könnte man diese gegen Kugellager tauschen. Vorne ist das nicht möglich, da die Lager in spezieller Breite mit Doppelbund in Langlöchern im Fahrwerk geführt werden. Das dient dazu den Vorderwagen und den Leitkiel richtig abzustimmen. Ich bin allerdings mit der Präzision und Leichtgängigkeit der Lager auch hinten so zufrieden. Das ich für die Heimbahn einen Tausch gegen Kugellager für nicht nötig erachte. Die Höhe der Lager und damit der Vorderachse wird mittels Inbusschrauben in den Achshaltern vorgenommen. Hier braucht es etwas Geduld bis die Einstellung stimmt. Alle vier Räder müßen gleichmäßig auf der Richtplatte aufstehen. Die Fahrwerksgrundplatte sollte vorne unter den beiden Achsböcken den gleichen Abstand zur Richtplatte haben und der Leitkiel sollte so tief wie möglich im Slot sitzen ohne die Räder von der Richtplatte abzuheben. Dies einzustellen ist nun mit dem verschraubbaren Frankenslot Leitkiel prima möglich.
Die Kabel werden schön in Nuten im Fahrwerk geführt und sorgen für die Rückstellung des Leitkiels. Damit sie dort bleiben und nicht mit der Zeit aus der Nut heraus rutschen, sichere ich Sie vorne unterhalb der Achse mit je einem Tropfen Heißkleber. So ist auch gewährleistet das sie nicht nach oben die Achse berühren und bremsen können.
Der Abstand Motor / Hinterachse ist nicht einstellbar. Er passt aber so gut, das ein Verstellen nur bei einem Wechsel der Übersetzung nötig wäre. Da mir die Autos aber so passen, sehe ich keinen Grund dafür.
Was macht an Tuningmaßnahmen noch Sinn ?
Außer dem Leitkiel kommen noch die Reifen in Frage. Allerdings sind hier wirklich gute Gummi Reifen verbaut. Die Mischung hat eine Härte von 30 Shore und passt sehr gut zu dem leichten und agilen Auto. Es gibt auf die Felgen passende PU Reifen verschiedener Hersteller. Aber der Wechsel ist eher eine Sacher der persönlichen Vorlieben. Alternativ könnten auch Moosgummi Reifen gefahren werden, da müßten dann aber auch zumindest hinten die Felgen gegen Felgen ohne Steg getauscht werden.
Weiter könnte man die Reifen vorne konisch schleifen und versiegeln. Da ich das aber bei keinem der vier Porsche die Ich habe zu gemacht habe, bleibt der da auch so wie die Anderen.
Was sich aber als sehr wirksam gezeigt hat, wenn man ohne Magnet fahren will (den habe ich gleich aus der Tüte entnommen und gar nicht wieder eingebaut), ist ein Ausbleien des Fahrwerkes. Wie man auf den Bildern gut erkennen kann eignet sich die Grundplatte dazu hervorragend.
Für das Magnetfach vor dem Motor und die beiden Seitenfächer schneide ich mit einer Schere aus Walzblei mit 1,2 mm Dicke passende Streifen zu und versehe diese mit doppelseitigem Klebeband. In dieser Konfiguration wiegt das Auto dann ca. 10 g mehr liegt aber deutlich ruhiger. Das nach wie vor niedrige Gewicht sorgt immer noch für eine sehr gute Agilität. Der alternativ von Carrera angebotene 917 wiegt dann immer noch 50 g mehr. Wer kein Blei verwenden will, kann die Zuschnitte auch aus 1,5 mm Messing machen.
Inzwischen ist der weiße Lack auf der Karosserie gut durch getrocknet. Nun können wir für die mehrfarbige Lackierung den ersten Bereich abkleben. Ich verwende Tamiya Masking Tape in 6 und 10 mm Breite für die Lackkanten und ein hochwertiges Maler- und Lackierer-Klebeband von Tesa für die Flächen. Genau so wichtig wie guter Lack ist auch hier die Qualität des Klebebandes . Saubere Lackkante, kein Hinterlaufen, gute Klebekraft bei gleichzeitig guter Lösbarkeit nach dem Lackieren. Gutes Werkzeug / gutes Ergebnis hat mein Meister mir seinerzeit schon immer gepredigt.
Zwischen den einzelnen Schritten ist immer Geduld und Präzision beim Abkleben gefragt. Geduldig die Klebekanten immer wieder prüfen und andrücken. Großzügig bei jedem Schritt neu abkleben damit sich kein Sprühnebel an Stellen verirrt, wo man ihn nicht haben will.
Selbst für die zwei kleinen Flügelchen am Heck habe ich das ganze Auto auch von unten abgeklebt. Die sind leider fest an der Karosserie und müßen daher von allen Seiten mit lackiert werden. Dafür wird man am Schluß mit einem guten Ergebnis belohnt.
Nach ausreichender Trockenzeit (je nach Lack) können wir an das Aufbringen der Decals gehen und die Scheinwerfer von innen mit dem Pinsel schwarz färben. Hier verwende ich Wasserfarben. Vorteil bei zittrigen Händen, kann immer wieder korrigiert werden und verläuft auch bei aggressivem und lösemittelhaltigem Klarlack nicht. Die Decals müßen mindestens 24 Stunden trocknen bevor man die schützende Klarlackschicht aufbringen kann. Die Tankdeckel sind hier auch schon mit dabei. Alle weiteren Anbauteile bekommen auch den Klarlack separat.
Jetzt muß der Klarlack wieder trocknen und diesmal wartet man lieber noch etwas Länger als der Hersteller angibt um sicher zu sein. Nicht das man nachher beim Zusammenbau durch das ständige in die Hand nehmen noch Fingerabdrücke in den Lack kommen.
In der Zeit wenden wir uns den kleinen Anbauteilen, dem Fahrer und dem Cocpit zu.
Das Reifenabschnittstück ist aus echtem Gummi und kann natürlich geklebt werden. Ich bevorzuge hier aber die Absicherung mit einer kleinen Schraube. Kleines Loch in den Halter, kleines Loch ins Gummi, anschrauben, fertig. Die Rücklichter werden umlaufend und Rückseitig silber. Auf der Fläche rot lackiert. Die Auspuffrohre für eine bessere Tiefenwirkung von innen schwärzen.
Fahrer noch bemalen (auch wieder mit Wasserfarben) die Kleinteile zusammen montieren. Lüfterrad in Motorabdeckung, Lenkrad ins Cocpit, Auspuff, Getriebe und Rücklichter an das Heckgestänge und Klarlack für alle.
Nach dem trocknen des Klarlackes können wir das Cocpit auf das Fahrwerk montieren und den Fahrer platz nehmen lassen. Das Cocpit wird mit einer Schraube von unten gesichert. Der Fahrer muß auf seinen Sitz verklebt werden. Die Sitzposition sollte unbedingt geprüft werden mit der Karosse um zusehen ob der Fahrer tief genug sitzt und nicht ans Dach stößt.
Einkleben der Motorabdeckung und des Heck-gestänges. Motorabdeckung fixiert mit Klebestreifen um ungewolltes Verrutschen während dem abbinden des Klebers zu verhindern.
Als nächstes kommt der Scheibeneinsatz. Natürlich könnte man hier, wie beim original von BRM die Scheibe mit dem Schmelzen der kleinen Stifte befestigen. Ich klebe lieber. In dem Fall mit einem Kleber den ich als Tipp von einem Forumskollegen bekommen habe. Ist eigentlich ein Bastelkleber für Kinder. Aber für uns ist er genau so Ideal. Ist flüßig aber nicht zu dünn. Ist zwar weiß, härtet aber Glasklar aus. Klebt gut, wird aber nicht ganz hart. Bleibt etwas Flexiebel und Bricht nicht. Lässt sich aber auch getrocknet noch ganz passabel lösen. Greift den Kunststoff nicht an.
Jetzt kommen noch die Scheinwerfergläser dran. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Erst die Löcher für die kleinen Nasen der Glaseinsätzen nacharbeiten und dann die Scheiben erst oben einsetzen und unten mit vorsichtigem Druck einrasten lassen. Die Scheiben halten jetzt auch ohne Kleben. Ich mache aber auf der Innenseite um die Nasen der Scheiben etwas Kleber zur Sicherung und um mögliches Schwingen der Einsätze zu unterbinden.
Als letztes tausche ich die Platzhalterschrauben noch gegen die Messingschrauben das FOS Systems aus und nun kann die Karosse Ihren Platz auf dem Fahrwerk einnehmen.
Noch ein Wort zum FOS (Fast Opening System). Natürlich ist ein Metallfahrwerk mit richtigem Wackel besser. Aber für Zuhause ist dies keine schlechte Lösung. Wenn das Aufstecken der Karosse schwer geht, die Gummis etwas Ölen und anschließend die Karosserie ein paar mal auf und runter. Dann flutscht es, die Karo sitzt locker entkoppelt und ich brauche kein Werkzeug mehr um sie zu demontieren. Den Wackel stelle ich mittels der drei Messingschrauben ein. Je weiter ich diese heraus gedreht lasse, um so mehr wackelt es.
Der fertige BRM Porsche 917K
https://www.slotblog.de/wp-content/uploads/Studio_20180330_011956.jpgEckhard Hinz
Schon als Kind begeisterter Modellbauer (Flugzeugmodelle) und Rennbahnfahrer (1/43er Rennbahn eines mir heute nicht mehr bekannten Herstellers). Durch die Kinder wieder dazu gekommen (Carrera Bahn an Weihnachten) und seit 2012 auch im Clubsport mit 1/24er Scaleauto, BRM Zwergen und WWS F1 aktiv.
Hallo Eckhard. Das hat bestimmt viel Spaß gemacht. Etwas selber bauen ist einfach nochmal etwas anderes. Liebe Grüße und viel Spaß damit. Liebe Grüße
Hallo Eckhard vielen Dank für deine sehr anschauliche Beschreibung. Ein paar gute Tipps werde ich davon mitnehmen. Bin beim Slotcarbau noch vollkommen unerfahren, aber das soll sich bald ändern. adb