Streitthema Nummer eins unter den Slotracern ist das Fahren mit oder ohne Magnet. Wird das Thema in Foren angesprochen, entwickeln sich schier endlose Diskussionen mit teilweise sehr verhärteten Fronten. Wer hat nun Recht?
Das ist einfach zu beantworten. Recht hat weder die eine noch die andere Seite. Anders ausgedrückt beide Seiten haben Recht. Wer mit Magnet fahren will, soll das tun. Wer ohne Magnet fahren will, soll ohne fahren. Ich persönlich besitze viele Slotcars, aber keins mit Magnet. Dennoch versuche ich mich objektiv diesem Thema zu nähern.
Warum Slotcars ohne Magnet fahren?
Die meisten Hersteller liefern ihre Slotcars mit einem oder auch mehreren eingebauten Magneten aus. Die Magnete sorgen für den Grip, indem sie mittels der Magnetkraft das Fahrzeug nach unten auf die Bahn ziehen. Der Grip des Slotcars wird also sehr stark von der Stärke des Magneten beeinflusst.
Erst danach machen sich die Gripverhältnisse der Reifen und auch die Charakteristik des Fahrwerks bemerkbar. Folglich haben Slotcars mit schlechten Reifen und einem starken Magneten dennoch sehr viel Grip. Die wahren Qualitäten eines Slotcars kommen dann zum Vorschein, wenn man die Magnete entfernt. Autos, die zuvor den Eindruck eines sehr rund laufenden Slotcars machten, springen dann oftmals unruhig auf der Bahn. Man spürt unrunde Felgen und kantige, nicht plangeschliffene Reifen. Für den überzeugten Magnetfahrer hört hier der Spaß auf. Die Magnete werden wieder eingebaut. Für den magnetlosen Slotracer fängt das eigentliche Slotracing jetzt erst an.
Das Ziel: Großer Grenzbereich
Durch den Ausbau der Magnete hat ein Slotcar erstmal kaum mehr Grip. Es fehlt der Anpressdruck des Haftmagneten. Um das auszugleichen werden Slotcars ausgebleit (Wie man hier vorgeht, wird in einem Folgeartikel beschrieben) und die Reifen verklebt und verschliffen. Der Einsteiger fragt sich jetzt sicherlich, wozu soll ich erst den Magneten ausbauen, um dann hinterher alles wieder mit viel Aufwand auszugleichen? Hier kommt der Faktor Fahrverhalten ins Spiel. Ein Slotcar mit Haftmagnet hat nur einen sehr minimalen Grenzbereich. Das bedeutet, dass das Fahrzeug bei Überschreitung der Grenze unvermittelt “deslottet” (aus der Spur springt).
Video Slotracing ohne Magnet
Ein Beispiel: Fährt man mit Magnet zu schnell in oder aus einer Kurve, kommt es nicht zum Driften des Slotcars, sondern durch den abrupten Abriss der Haftwirkung schnell zum Abflug. Als Fahrer hat man keine Chance mehr, das Slotcar abzufangen.
Dieser Effekt lässt sich durch den Ausbau des Haftmagneten eliminieren. Ist man mit einem ausgebleiten Slotcar zu schnell, fliegt dieses Fahrzeug nicht unvermittelt ab, sondern beginnt zu driften. Dadurch hat der Fahrer die Möglichkeit, das Auto noch abzufangen und im Slot zu halten. Das ist möglich, weil die Slotcars durch den Umbau einen viel größeren Grenzbereich haben. Das Gefühl, wie auf Schienen zu fahren, wird schwächer – dafür aber auch ein Stück weit realistischer.
Hierbei sollte man nicht vergessen: Jeder Drift sieht zwar toll aus, kostet aber Zeit! Apropos Zeit: Die Rundenzeiten eines magnetlosen Fahrzeugs liegen meist (aber nicht immer) hinter dem “Magnetbomber”. Beim Fahrspaß verhält es sich in meinen Augen jedoch umgekehrt. Die Kunst liegt nun darin das magnetlose Slotcar am Limit zum Drift zu bewegen. Überschreitet man dieses Limt, kommt es nicht zum Abflug sondern zum zeitfressenden Drift.
Nachteil an der Sache: Man muss mindestens die zwei Maßnahmen Reifen schleifen und Chassis ausbleien erledigen. Wer nicht gerne bastelt, kann auch erst mal einen der beiden Magnete (bei Carrera-Fahrzeugen) entfernen oder Unterlegplättchen ausbauen um die Haftwirkung zu reduzieren. Die Plättchen bewirken, dass der Abstand zwischen Leiter und Magnet größer wird und dadurch die Haftwirkung sinkt.
Fazit: Für mich persönlich gibt es kein Slotracing mit Magnet. Der Reiz liegt darin, das Slotcar soweit zu optimieren, dass der Magnet nicht nötig ist. Das Fahren an sich wird realistischer und die übertrieben hohen Kurvengeschwindigkeiten der magnetbestückten Slotcars entfallen. Das Fahrzeug wird mit seinem größeren Grenzbereich besser kontrollierbar. Aber wie eingangs beschrieben: Jeder wie er mag!