Slotracing ist für die einen die sinnlose Beschäftigung mit Kinderspielzeug. Für die anderen bedeutet Slotracing “Motorsport im Kleinen” mit nervenzerfetzenden Duellen und stundenlanger Bastelei. Ich denke wir alle gehören zur Gruppe Nummer 2. Uns hat der Slotvirus befallen und wir schämen uns auch jenseits des Kinderalters in keinster Weise diesem wunderbaren Hobby verfallen zu sein. Ein Hobby, das Modellbau, Geselligkeit und Wettkampf miteinander vereint.
Anders als beim Schweingrippevirus gibt es beim Slotvirus keinen Impfstoff. Evtl. liegt das daran, dass Slotracing anscheinend doch noch ein ziemliches Untergrundhobby ist. Selbst bei Wikipedia ist unter dem Begriff “Slotracing” keine Erklärung zu finden. Ein exotisches Untergrundhobby jenseits der Massen muss aber kein Nachteil sein. Ganz im Gegenteil, aber anstecken kann man sich trotzdem und zwar ziemlich heftig.
Jeder von uns dürfte irgendann als sog. Teppichrutscher mit einer Grundpackung angefangen haben. Viele hatten ihre erste Carrera Rennbahn bereits im Kindesalter und sind seitdem unheilbar an diesem Virus erkrankt. Diese hartnäckige Kinderkrankheit kann sich entweder bis ins höchste Erwachsenenalter ausdehnen oder von kleineren Pausen unterbrochen sein. Äußerst selten verschwindet die Erkrankung komplett. Ist es nicht schön einen Virusbefall mal nicht bekämpfen zu müssen?
Die erste Grundpackung wurde schnell um zusätzliche Streckenteile erweitert und der Fuhrpark wurde und wird immer größer. Bei einigen kommt irgendwann der Wunsch auf, sich mit anderen Rennen zu liefern. In unzähligen Clubs, Interessensgemeinschaften und Vereinen wird dies möglich. Vergleichbar ist so ein Clubabend wie ein Treffen der Anonymen Alkoholiker. Man schleicht sich heimlich mit dem Slotkoffer aus dem Haus. Was sollen den die Nachbarn denken, wenn der Papa mit seinen Autos spielen geht. Im Club angekommen findet man seine erkrankten Spielkameraden, vegisst die stressige Arbeitszeit und kann endlich wieder Kind sein – ich meine natürlich knallharten Motorsport betreiben.
Vor einigen Jahren habe ich noch gar nicht gewusst, dass man Slotracing als Sport/ Gruppentherapie betreiben kann. Über einschlägige Internetforen wurde ich aber schnell eines Besseren belehrt. Mir sind fast die Augen rausgefallen als ich die ersten Bilder von DSC Boliden und kugelgelagerten Metallfahrwerken sah. Hier beginnt dann die Phase 2 des Virenbefalls. Die Vitrine für die fertigen Slotcars wird um eine Werkstatt inkl. Lackiererei ergänzt. So nach und nach kommen immer mehr Bausätze, Fahrwerke und Werkzeuge dazu. Die Beschwerden der Partnerin häufen sich. Aber unter uns: Was ist denn wichtiger? Ein Slotcar oder die Frau? Ich möchte Eure Gedanken an dieser Stelle jetzt lieber nicht wissen.
Oftmals scheitert man beim ersten Eigenbau und sucht sich Hilfe bei erfahrenen Slotracern. Und genau an dieser Stelle passiert es dann. Man rutscht in die Rennszene und damit in die Krankheitsphase III. Von den vielen Regelments wird man erstmal völlig überfordert, entschiedet sich für eine Einsteigerserie und schon kommt zum Virus noch die Rennsucht hinzu. Am liebsten möchte man gleich für jede Rennserie ein Slotcar bauen. Kein Medikament der Welt kann jetzt noch helfen. Im Endstadium der Krankheit angekommen fühlt sich der Patient aber keineswegs unwohl. Ganz im Gegenteil. Die Krankheit sorgt für einen Ausgleich zum stressigen Alltagsleben. Es ist ein Abtauchen in die geliebte Kinderwelt. Ist doch ein Traum oder? Ich mag meinen Virus.
Wo ist der Interessenverband der einen Gruppentarif bei den einschlägig bekannten Versicherungen aushandelt? Dann bestünde ja die Chance das man nach einer gründlichen Untersuchung durch einen ‘Vertrauens’arztes ein Attest bekäme und Krankentagegeld beanspruchen könnte.
Ach ja: Sehr praxisnah beschrieben
Gruss
Horst
Slotcars auf Rezept wäre der Hammer!
DIESE Gruppentherapie würde ich auch gerne von der Krankenkasse subventioniert bekommen ;-)